Seit mehr als 10 Jahren entwickelt sich die von mir so genannte Adoption als ein wichtiges Segment in meinem Werk. Es handelt sich um eine Form bildnerischer Aneignung von Lyrik. Der Terminus der
Adoption soll auf die Intensität hinweisen, mit der ich mich um meinen Gegenstand (das ausgewählte Gedicht) bemühe.
Jenseits illustrierender oder interpretierender Bildfindungen greife ich auf die schriftliche Erscheinungsform des Gedichts zurück. Dessen Textgestalt gilt es, bildnerisch herauszuarbeiten und zu
formen. Dies geschieht meist in technisch aufwendigen, oft große Mühen abverlangenden Arbeitsschritten.
Im Zentrum meiner adoptiven Kunst standen bisher Texte der dänischen Dichterin Inger Christensen. Von ihr habe ich drei Großgedichte aufgegriffen und ihnen in umfangreichen Zyklen bildnerisch Gestalt
verliehen. Paul Celans berühmte "Todesfuge" inspirierte mich zu unterschiedlichen Manifestationen. Von dem russischen Dichter Gennadij Ajgi nahm ich die Gedichte „Erneut in den Schnee“ und „In den
Pausen der Schlaflosigkeit“ auf. Auch durch Friedrich Hölderlins Gedicht "Hälfte des Lebens" habe ich mich zu bildnerischem Tun führen lassen.
Als weitere Autoren, von denen ich Gedichte adoptierte, wären zu nennen: Ungaretti, Kafka, Bachmann, Bobrowski, Leisegang und der Sohn des Künstlers Thomas Brenner.