"wanne eins" / 2002 / Styropor-Verpackungselement, Verbandmull, Acrylemulsion, Leinölfirnis, Acrylfarbe / 54 x 54 x 19 cm

Ein Grundzug heutiger Kunst beruht, wie mir scheint, auf dem intellektuellen Gestus der Skepsis. Er hat die Moderne geprägt und ihm verdankt sie ihr Spezifisches. Dieses Spezifische äußert sich in meiner Kunst als Hang zum Negativen, zur De-Konstruktion.

Ich folge einem Konzept von Malerei, in dem das Bild seine Fragwürdigkeit nicht länger verleugnet. "Selbstkritisch" reflektiert es sich als ein dreidimensionales Ding, das auch eine Rückseite hat. Verfahrensweisen und Technik werden prinzipiell nicht mehr kaschiert. Sie erhalten eine ästhetische Funktion. Das Bild mutiert zum "Gebilde". So ist der Sog zur Objektkunst auch in meinem Schaffen wirksam. Dabei geht es mir nicht um die Verleugnung der Tradition der Malerei und auch nicht darum, sie für obsolet zu erklären.

Mein Schaffen ist durch stilistische Brüche und auch durch konträre Ausdrucksformen geprägt. Einerseits ist da ein anarchischer Impuls, der malerischen Aktionismus hervorruft. Ihm widerstreitet eine Neigung zur Planmäßigkeit, zum bedächtigen schrittweisen Herausarbeiten der Bildidee. Tumulte des Informel werden verdrängt durch minimalistische Spiritualität. Seit einigen Jahren strebe ich nach Verschmelzung der disparaten Elemente. Statt sich in stilistisch gegensätzlichen Werkgruppen niederzuschlagen, sollen sie nun im einzelnen Gebilde fusionieren.

In meinem Verständnis ist das künstlerische Schaffen eine besondere Form des Nachdenkens über die Welt und das menschliche Dasein: ein Nachdenken im Medium bildnerischen Formens, Gestaltens und Komponierens; wobei dieses Nachdenken ohne fortwährendes Streben nach Weiterentwicklung und Erneuerung der bildnerischen Ausdrucksmöglichkeiten versiegen muss. Insofern ist das spielerisch-kreative Experimentieren mit Material, Technik und neuen Verfahrensweisen unverzichtbar.

Solchem Experimentieren verdankt sich das Besondere in meiner Kunst zu einem guten Teil. Daher lässt dieses Besondere sich nicht zuletzt auch an den technischen Eigenschaften und im Materialcharakter meiner Arbeiten aufspüren.



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© Hanfried Brenner

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